Nachwort
Nachwort
Die Geschichte der Beziehungen zwischen der Gemeinde Gerlingen und der Schloßherrschaft über die Solitude zeigt, wie berechtigt es ist, wenn die Gerlinger von ihrer Solitude reden.
Nur durch Inanspruchnahme ungemessener erzwungener Opfer seitens der Gemeinde und ihrer Bürger konnte Herzog Carl Eugen seinen Traum eines Schlosses verwirklichen. Viele Jahre lang sahen sich die Gerlinger der Willkür ihres Landesherrn wehrlos ausgeliefert, bis sie es wagten, ihm eine Gegenrechnung auf den Tisch zu legen. Mutig, klug und unnachgiebig kämpften sie danach 18 Jahre lang um die Rückerstattung des ihnen weggenommenen Waldes und um Ersatz des ihnen zugefügten materiellen Schadens von 1776 bis 1794. Die Formen, in denen sich diese Auseinandersetzung abspielte, waren im 18. Jahrhundert andere als heute, aber ein wachsendes demokratisches Selbstbewußtsein kann im Laufe des Rechtsstreits durchaus beobachtet werden. Mit Memorials und Bittschriften begann es, mit wiederholten persönlichen Vorsprachen der Gemeindevertreter setzte es sich fort. Schultheiß und Bürgermeister sowie gewählte Bürger ließen sich durch Drohungen nicht abschrecken, und Ende 1794 - ein Jahr nach des Herzogs Tod - hatten sie endlich den verlorenen Wald zurückgewonnen und Ersatz für den ihnen erwachsenen Schaden erlangt.
Die Geschichte kenne keine Wiederholung, sagt man. Und doch mussten 1942 und danach die Gerlinger Gemeindevertreter ein zweites Mal um „ihre" Solitude kämpfen -diesmal mit weniger Glück gegen noch mächtigere Herren, als es der Herzog gewesen war.