Der Herzog braucht Baumaterial, Steine, Bau- und Brennholz
Zum Bauen braucht man Steine und Holz, damals wie heute. Nun, Steine gab's und gibt's überall im Württemberger Land, so auch im Gerlinger Wald. Dort waren es vor allen Dingen Schilf- und Stubensandsteine. Diese mussten nun in der Fron gebrochen und von den Bauern über die wenigen Wege zur Baustelle gebracht werden. Dabei wurden diese Wege ziemlich übel zugerichtet, da bei Regen und Schnee gefahren werden musste. Über dieses Ruinieren der Waldwege beklagte sich die Gemeinde bitter.
Schlimmer für die Gerlinger aber war die Lieferung von Bau- und Brennholz, das "ohne Anfrag oder die geringste Anzeig in denen Communwaldungen gehauen wurde." Erbittert musste die Gemeinde zuschauen, wie ihr Holz weggenommen wurde. Sie schaute aber nicht nur zu, sie registrierte auch. So kann vermutlich jeder Baumstamm, jede Fuhre Brennholz, die zum Solitude-Bauwesen abgegeben werden musste, heute noch nachgewiesen werden. Sie wurden aufgeschrieben, erst in den „Beilagen" vermerkt, am Ende des Jahres von dem Amtmann Greiner schwungvoll und gut lesbar in die Burgermeisterrechnungsbücher eingetragen. So war dieser Amtmann, der sich schon 1758 durch „Diensthandel" in dieses Amt eingekauft hatte, doch zu etwas nütze.
Im Rechnungsjahr 1766/67 hatten sich die Holzschulden der vorausgegangenen Jahre bereits auf 1391 f erhöht. Damals mussten neben anderen Leistungen "buchene und birkene Stamm zur Kohlhütte gefahren werden, l Aichener Stamm zur Solitude, ein starkes Büchlen zu % Scheutter in die Ipshütte, 7 aichene Stamm zu Stickstecken, 4 aichene Stamm zu den Gewächshäusern, 4 aichene Stamm in die Wagnerhütten und Treibhäuser, die Grendaier à cheval haben auf der Solitude Verbraucht l Clft. Holz, im Steinbruch 1/2 Clft., beim Creuz desgleichen". Dieses „Creuz" stand und steht noch heute bei der „Schillerhöhe"; dort war ein oder der Zimmerplatz der Solitude.
1767 betrugen die aufgelaufenen Forderungen für Holz "1696 f, 1769 2841 f, daran heuer bonificirt und ersezt worden 0." 1773 waren es 3408 f, 1770-1778 4350 f, daran erhalten 0, so lauten die Einträge.
Nicht nur Gelingen musste Holz zur Solitude liefern, sondern auch die ganzen Waldungen der verschiedenen Forstämter des Landes. Unter anderem die „Simozheimer und die Hirsauer Huth".
Zum Transport dieses Holzes, wie auch vieler anderer Waren,- waren gute Straßen, „Chausseen" nötig, die es aber noch nicht gab. Auf Befehl des Herzogs sollte nun eine solche Straße von Calw zur Solitude und bis Stuttgart zum Hasenberg auf Kosten der verschiedenen Oberämter, das heißt ihrer Gemeinden, gebaut werden. Den Bauern wäre dann die Benützung dieser Straßen gestattet worden.
Die Oberämter lehnten jedoch die Erbauung dieser Straße auf eigene Rechnung ab, erboten sich aber, einen Teil der Kosten, die sie wiederum auf die einzelnen Orte abwälzten, zu übernehmen. Die einzige Gemeinde, die auch diese zusätzlichen Straßenkosten ablehnte, war Gerlingen mit Hinweis auf die Brotschulden des letzten Jahres, "die sie in zwei, drei oder mehreren Jahren nicht abtragen könnten."
Dazu muss gesagt werden, dass die Jahre 1770 bis 1772 ausgesprochene Missjahre waren, die Gemeinde also überteuertes Getreide kaufen musste. Weiter führten sie die unbezahlten Quartiers- und Fronkosten auf, wie auch, dass die Reparierung ihrer eigenen Straßen und Wege notwendig sei, "selbst das Pflaster im Ort sei so verführt, daß nicht mehr zu fahren und zu wandeln seye. Weiter wird das unbezahlte Holzgeld von rund 4000 f angeführt. Diese Umstände sezen uns in die äußerste Verlegenheit, daß wir gäntzlich außer Stand sind Etwas bey zu tragen, auch nicht in natura wegen Mangel an Zugvieh und der heifigen Frohnen."